Platz 4
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September / Oktober 2016

RWTH Aachen

Autobahnkirche

an der Raststätte Aachener Land

von Hanns Luh

Hochschule:

RWTH Aachen

Abschluss:

Master

Präsentation:

23.02.2016

Lehrstuhl:

Lehrstuhl für Tragkonstruktionen / Univ.-Prof. Dr.-Ing. Martin Trautz

Rubrik:

Kulturbauten

Software:

Rhinoceros

Der Entwurf einer Autobahnkirche an der Raststätte Aachener Land schafft einen Raum der Ruhe und Besinnung und soll gleichzeitig den tristen, funktionalen und unmittelbar an die Autobahn angrenzenden Ort qualitativ aufwerten. Autobahnkirchen sind in Deutschland keine Seltenheit und im Allgemeinen eine zeitgemäße Ableitung des Typus der Wegkapelle. Ihr vorrangiger Zweck ist die individuelle und persönliche Kontemplation, darüber hinaus können dort auch terminierte Andachten und Gottesdienste stattfinden. Da sie meist rund um die Uhr zugänglich sind, bieten sie vielen Kraftfahrern, Pendlern und Durchreisenden jeglicher Art eine Anlaufstelle der kurzen Besinnung und Erholung.

Hauptnutzer solcher Kirchen sind primär die Berufskraftfahrer. Sie bilden eine der größten Berufsgruppen Deutschlands und befinden sich ständig auf Achse. Fern der Heimat und Familie ist ihr nomadisches Leben durch Hast, Stress und Verkehrslärm geprägt dem es oft an mentalem Ausgleich und emotionalen Konstanten mangelt. Der entworfene Sakralbau bietet den Raum für eine individuell und frei bestimmbare religiöse Entfaltung und begünstigt die Entschleunigung seiner Besucher, indem er von Lärm und Umwelteinflüssen abschottet und den Menschen in Folge seines Besuches regeneriert.

Die Kirche erzeugt durch ihre charakteristische Gestaltung eindeutige Assoziationen zu Sakralbauten und kann aufgrund ihrer erhöhten Lage bereits in der Ferne wahrgenommen und identifiziert werden.
Im Gefüge der Autobahnraststätte entrückt sich der Entwurf ihrer stringenten und funktionalen Ordnung, positioniert sich in größtmöglicher Distanz zur Fahrbahn und schafft sich seine eigene Wichtigkeit.
Die Grundrissgeometrie, die an die des historischen Zentralbaus angelehnt ist, wird durch eine Spiralform beschrieben und verhindert ein direktes Eintreten in den heiligen Saal, sondern unterstützt den Prozess der Entschleunigung bedingt durch eine sukzessive Initiation in den Raum.

Für die konstruktive Umsetzung des Bauwerks ist ein hohes Maß an Vorfertigung vorgesehen, die Tragstruktur zeichnet sich durch eine Kombination aus Massiv- und Leichtbau aus. Eine vollflächig geschlossene und umlaufende Wandschale schirmt den Raum von der Außenwelt ab. Das transluzente Membrandach hingegen sorgt für einen erhellten Innenraum und wird in der Ost-Achse durch ein Lichtauge, das für die Inszenierung des Altarbereiches sorgt, ergänzt.

Die Kirche befindet sich auf einem Plateau, welches zunächst über eine großzügige Freitreppe oder die umlaufende Rampe erschlossen werden muss. Der monolithische, wettergegerbte Baukörper gewährt keinerlei Einblick, die spaltartige Öffnung am Hochpunkt macht neugierig. Ein Materialwechsel findet an der verglasten Tür statt, von dort wird der Besucher über einen Gang in einen nüchternen und lichtdurchfluteten Raum geführt, der zur Ruhe einlädt...