2, 2004
Universität für Bodenkultur Wien
Auslage in Arbeit - Freiräume im Donauareal von Bratislava

Universität für Bodenkultur Wien
September 2003
Prof. Lilli Lièka, Dr. Michl Mellauner; Technische Universität Wien, Prof. Klaus Semsroth
Landschaftsarchitektur
Die Aufnahme- und Analysearbeit erfolgte im Rahmen mehrer längerer Aufenthalte in Bratislava, wobei uns die Slowakische Akademie der Wissenschaften freundlich unterstützte. Die Analysekarten und Entwurfspläne wurden auf Basis von digitalem Kartenmaterial erarbeitet (Technicka Mapa der Stadt Bratislava). Der Entwurfsprozess erfolgte vorwiegend auf Basis von Skizzen und Modellen und wurde am digitalen 3D-Modell überprüft und ergänzt. Betreuung und Korrektur erfolgte an der TU-Wien, der Universität für Bodenkultur Wien und der Slowakischen Akademie der Wissenschaften in Bratislava. Im Rahmen von Präsentation und Entwurf kamen folgende Computerprogramme zum Einsatz: AutoCad (Erstellung der Analyse- und Entwurfpläne), Form Z (3d-Modelle, Renderings), MS Word (Erstellung der Texte), Adobe Photoshop (Nachbearbeitung von Standortfotos und Renderings), Adobe Illustrator (grafische Bearbeitung der Pläne, Layout der Präsentationsplakate), Adobe InDesign (Layout der Diplomarbeit in Buchform mit ca. 230 Seiten), Adobe Acrobat (Erstellung von Druckdaten), MS Powerpoint (Zwischenpräsentationen), Corel Draw (Konvertierung von Plänen und Grafiken).
Das Donauareal von Bratislava, der so genannte Donaukorridor, ist ein heterogener und für die Stadt in vielerlei Hinsicht problematischer Raum.
Bratislava hat sich im Laufe des 20. Jahrhunderts rasant von einer bürgerlichen Kleinstadt zu einer industriellen Großstadt mit über 500.000 Einwohnern entwickelt. Die offenen Wunden dieses, besonders während der Phase des Realsozialismus sehr unharmonischen Wachstums, sind auch an der Donau sichtbar. Zum einen stellt der Donaukorridor eine starke Barriere innerhalb Bratislavas dar, zum anderen erzeugen die oft brach liegenden Viertel und eine fragmentarische Bebauung entlang der Donau ein unfertiges Bild nach Außen. Das Bearbeitungsgebiet der Diplomarbeit verläuft etwa fünf Kilometer beiderseits des Flusses und beinhaltet damit den zentralen Bereich des Donaukorridors. Dieser Uferstreifen ist geprägt von unzugänglichen Gewerbe- und Industriebrachen sowie von Überschwemmungszonen. Die Altstadt, das bevorzugte "Schmuckstück" Bratislavas, trifft nur in einem sehr kleinen Bereich auf die Donau.
Die Stadtpolitik setzt große Hoffnungen in den Donaukorridor und seine potenzielle Rolle als neue "Auslage" im Sinn von "Schaufenster" für Bratislava. In den 90er Jahren gab es zwar Wettbewerbe zu einzelnen Bereichen, ein Gesamtkonzept und eine Auseinandersetzung mit den Inhalten einer solchen "Auslage", die neben der bildlichen Visitenkarte auch einen urbanen Aktionsraum meint, blieben jedoch aus. Die Stadtverwaltung Bratislavas favorisiert hingegen eine rasche Entwicklung des Donaukorridors mit Hilfe von großen Investorenprojekten, der Potsdamer Platz in Berlin und die Wiener Donaucity dienen dabei als Vorbilder. Der Unmut von Teilen der Bevölkerung gegenüber solchen Plänen spiegelt sich in mehreren Bürgerinitiativen wieder, die in den letzten Jahren entstanden sind.
Im ersten Teil der Diplomarbeit werden die planerischen, geschichtlichen und sozialen Hintergründe der Stadt und des Donaukorridors ausführlich dargestellt. Im Besondern finden dabei Prozesse der Identitätsfindung und der Umgang mit dem öffentlichen Raum Beachtung. Thematisch passende theoretische Auseinandersetzungen werden anlassbezogen eingeflochten. Die umfassende Analyse, unter anderem auch mit Planungsbeispielen aus Berlin und Wien, dient als Grundlage für einen städtebaulich-landschaftsarchitektonischen Entwurf zum Donaukorridor, der den zweiten Teil der Arbeit darstellt.
Durch die Neuausformung des Donauufers mit einer Promenade und zahlreichen landschaftsarchitektonischen Interventionen wird ein gestalterischer Zusammenhang hergestellt. Öffentliche Freiräume dienen als Andockpunkte und sollen Basis für strukturelle, soziale und wirtschaftliche Entwicklungen sein, die längerfristig "in Arbeit" sind. Punktuelle bauliche Eingriffe, wie etwa ein neues Personenschifffahrtszentrum und ein Bibliotheksgebäude schließen räumliche Lücken und sind Anknüpfungspunkte für weitere Transformationsprozesse.
Der Entwurf ist von der Idee geprägt, nutzungsoffene und aneigenbare urbane Räume zu schaffen. Der Donaukorridor kann damit von der Stadt und seiner Bevölkerung Stück für Stück "zurückerobert" werden.
Die Ausarbeitung des Entwurfs umfasst mehrere Maßstabsebenen, die vom großmaßstäblichen Entwicklungskonzept bis hin zum Möbeldesign reichen.