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März / April 2016

Westsächsische Hochschule Zwickau

Architektur in der Risikogesellschaft

Systembau für Brachen, Baulücken und vakante Flächen

von Felix Messing

Hochschule:

Westsächsische Hochschule Zwickau

Abschluss:

Master

Präsentation:

09.07.2015

Lehrstuhl:

Lehrstuhl für Baukonstruktion/Prof. Frank Schüler

Rubrik:

Wohnbauten

Software:

Vectorworks, Cinema 4d, Photoshop

Um der vielbesprochenen Krisenhaftigkeit unserer Zeit zu begegnen, wird ein Bausatz entwickelt, der in einem dreidimensionalen Raster eine modulare Bauweise erlaubt. Der Systembau basiert auf einer Abwandlung des Wachsmannknotens, zwölf mit der CNC-Fräse gefertigte Bauteile werden an ihren Rändern miteinander verbunden und können somit zu größeren Strukturen zusammengesetzt werden. Diese bestehen aus Kunststoffwabenplatten, die in ihren Eigenschaften, wie Transparenz oder Wärmedämmfähigkeit, angepasst werden können. Dank der thermoplastischen Ausgangsstoffe kann die günstige und schnelle Konstruktion auch dem Stoffkreislauf wieder zugeführt werden.

Drei exemplarische Entwürfe zeigen die mögliche Varianz der Bauweise. In städtebaulich vermeintlich unattraktiven Lagen im Leipziger Süden zeigen die Bauten die Potentiale der Konstruktion, der kaum beachteten Lagen und mögliche Szenarien auf.

„Bestand überschreiben“ bezeichnet einen Bauplatz auf einer Lagerhalle umgeben von 11-geschossigen Wohnscheiben. Das Gebäude ist für ein starkes Kollektiv errichtet, das sich einen offenen Gemeinschaftsraum leistet. Im Geschoss darüber sind die Individualräume angeordnet, die ihr Licht jeweils von einem eigenen Hof erhalten und einen stark introvertierten Charakter aufweisen.

„Bauplätze entdecken“ beschreibt die Bebauung eines innerstädtischen Kanals, der sonst als nachlässig behandelte Nische kaum Aufmerksamkeit erfährt. Der Entwurf neigt sich zum Wasser und vermittelt somit zwischen dem Bodenniveau und der Wasseroberfläche. Die scheinbar unattraktive Lage wird hier zum begehrten Standortfaktor. Nach außen gibt sich das Bauwerk abweisend, die einzelnen Einheiten werden über private Höfe belichtet.

Im Modell „Brachen aktivieren“ wird eine baumbestandene Blockrandfläche mit einem aus zwei Riegeln bestehenden Bauwerk besetzt. Die schnelle Konstruktion erlaubt eine Zwischennutzung. Zur einen Seite schirmen die Riegel den gemeinschaftlichen Außenraum von der umgebenden Stadt ab, zur anderen hingegen öffnen sie sich und schaffen einen Treffpunkt im Block. Die Dachkonstruktion ist transparent errichtet und schafft Raum für ein Gewächshaus, das als Wärmepuffer für die darunterliegenden Wohnbereiche dient. Nebenbei generiert dies zudem einen Mehrwert für das Viertel und die Bewohner.

Die Entwürfe zeigen Alternativen zu herkömmlichen Wohnbauten auf. Dies äußert sich im Material, der Kunststoff verweist auf den ephemeren Charakter der Installationen. Die Bauplätze sind so gewählt, dass sie für ein reguläres Gebäude ungeeignet sind und die gezeigten Raumprogramme vermeiden Standardgrundrisse. In ihrer Organisation schwanken die Gebäude zwischen Herberge und Ferienhaus, Kollektiv und Eremitentum, und spannen somit einen weiten Rahmen für verschiedene Formen des Zusammenlebens auf, den Gefährdungslagen einer risikobehafteten Gesellschaft kann insofern mit einer flexiblen Architektur in Teilen begegnet werden.