Juli / August 2013
Karlsruhe Institut für Technologie
Archëum - Archäologiewerkstätten
Archäologisches Besucherzentrum am Petriplatz

Karlsruhe Institut für Technologie
Diplom
23.01.2013
Baukonstruktion / Prof. Wappner
Kulturbauten
Vectorworks, Adobe, SketchUp, Indigo
ORT // Gerade erst hatte Berlin seine Gründung vor 770 Jahren gefeiert, da bewiesen Archäologen: Die Stadt ist ein halbes Jahrhundert älter. Heute 5 Jahre nach dieser Entdeckung, kündet nichts davon, dass am heutigen Petri-Platz die Geburtsstätte der Metropole Berlin liegt.
Am Urort der einstigen Doppelstadt Berlin-Cölln staut sich heute der Verkehr auf der überbreiten Gertraudenstraße,die gesäumt wird von sozialistischen Wohnungsbauten und beliebige Neubauten. Durch Kriegszerstörung sowie Abriss und Neubebauung der sechziger Jahre, ist vom vermutlich ältesten Platz Berlins schon lange nichts mehr zu spüren.
Nichtsdestotrotz künden die Grabungen der letzten Jahre, bei denen die Fundamente der verschiedenen Petri-Kirchen, der Lateinschule, des Cöllner Rathauses und eines Stadthauses freigelegt wurden, von der bewegten Geschichte dieses Ortes. Der Senat schrieb daher einen Wettbewerb für die Planung eines Archäologischen Besucherzentrums aus, welches Platz für Ausstellungsräumlichkeiten, Werkstätten, ein Magazin und Büros bieten soll.
ANSATZ // Das Areal Petri-Platz wurde bereits des Öfteren Thema teils konkurrierender Architekturwettbewerbe. Angeregt vom kürzlich entschiedenen Wettbewerb soll nun einmal das gesamte Gebiet um den Petri-Platz - unabhängig von aktuellen Parzellierungen und vermeintlich historischen Stadtgrundrissen – betrachtet werden. Gegenstand des Diplomentwurfes ist daher die Entwicklung von Stadtbausteinen, die auf die Grabungen und das heterogene städtebauliche Umfeld reagieren sowie die Planung eines Archäologischen Besucherzentrums.
KONZEPT // Auf Stadtraumniveau wird eine poröse Ausstellungsebene geschaffen. Die Grabungen werden sichtbar gemacht und räumlich abgebildet. Die Überreste von Lateinschule und Cöllner Stadthaus sowie die Konturen der verschiedenen Petri-Kirchen werden so in einer einheitlichen Logik erlebbar gemacht. Durch Sichtbeziehungen wird eine Durchwanderung der Ausgrabungsebene angeregt und ein inhaltlicher Zusammenhang hergestellt.
Um die Grabungsvitrinen werden weitere Volumen angeordnet. Sie dienen als Erschließungskörper für die darüber liegenden Ebenen oder als Ausstellungsschaufenster. Darüber hinaus beherbergen sie Gastronomie oder Gewerbe. Es entsteht eine kleinteilige Struktur, die unterschiedliche Arten der Durchwegung zulässt. Zwischen den Volumen entstehen Zwischenräume und Plätze unterschiedlicher Größe.
Die auf dem Areal verteilten Volumen werden durch die darüber liegenden Geschosse zusammengefasst. Es entstehen drei klare Baukörper, die sich von dem heterogenen städtebaulichen Umfeld freispielen.
Das Besucherzentrum Archëum sitzt als Kopf an der Ostseite des Platzgefüges und fungiert so als Start- und Endpunkt der archäologischen Promenade. Die verschiedenen Bereiche des archäologischen Arbeitens sind im Archëum ebenweise untergebracht. Jede Ebene beherbergt ein bestimmtes Programm, auf welches sich Geschosshöhe, Grundrisstyp und Fassadengestaltung beziehen. Durch einen öffentlichen Ausstellungsbereich, werden Werkstätten, Magazin, Verwaltung und Ausstellung miteinander in Beziehung gesetzt. Der Besucher kann die verschiedenen Bereiche frei durchwandern und den Archäologen bei der Arbeit über die Schulter sehen.