Juli / August 2016
Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung Konstanz
ARA
Istanbul | Die Straße als Bühne

Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung Konstanz
Master
19.02.2016
Entwurf/ Prof. Myriam Gautschi
Städtebau
ArchiCAD, Rhino, Photoshop, InDesign, Artlantis
Das Leben auf der Straße und unter freiem Himmel ist charakteristisch für die türkische Kultur und die Stadt Istanbul. Die Türken begreifen ihre Stadt als Bühne, das Leben in den Straßen gleicht einem Schauspiel.
Die berühmte Istiklal-Straße ist die Hauptachse der Fußgänger und bietet für diese Lebensweise und die Überlagerung der verschiedenen Nutzungen im täglichen Geschehen Raum. Sie führt vom Taksim zum Galata-Platz, der mit seinem Turm eines der Wahrzeichen der Stadt darstellt. Angrenzend an diesen Platz befindet sich ein großes, auf den ersten Blick unscheinbares, von Gebäuden eingegrenztes Brachgelände, das momentan einen Auto Parkplatz beherbergt.
Hier findet die Lebendigkeit der Stadt, die Offenheit der Menschen und das Schauspiel der Straßen ein Ende.
Ich möchte die Möglichkeit ergreifen, dem entgegenzuwirken. Die Straßen, die Kultur und das alltägliche Leben sollen hier hineinfließen, sich überlagern und weiterentwickeln. Die Stadt befindet sich in einem ständigen, rasanten Wandel und an diesem Platz baue ich sie weiter.
Es entsteht ein Ort der Begegnung, eine Plattform zum Erlernen und Präsentieren der Kultur. Ein Ort, der die Menschen verbindet, das Leben weiterspinnt und den Bedürfnissen der Einwohner nach öffentlichem Raum gerecht wird.
Als Wahrzeichen des Viertels ist der Galataturm in seiner Masse und Höhe allgegenwärtig. Er fungiert als Aussichtspunkt und Orientierungshilfe. Auch in der Plangrafik des Schwarzplans tritt der Turm klar hervor. Er ist jederzeit als ungerichtete kreisförmige Masse zu erkennen.
Die Interpretation und Weiterführung der vorgefundenen Typologien führt unweigerlich zu dem Innenhof als zentrales Thema.
Die Suche nach einer Verbindung und Einbindung des Ortes und seiner typischen Merkmale stellt der Masse des Galataturms die Leere eines Innenhofes gegenüber.
Als Pendant zum ungerichteten Kreis, entsteht ein ebenfalls zunächst ungerichtetes Quadrat.
Wegen der Topographie und der großen Bedeutung des Galataturms wird der Innenhof aus dem Gelände herausgeschnitten. Das Niveau des Galataplatzes wird aufgenommen und fließt in das Grundstück hinein.
Der enstehende Platz wird mit Nutzungen eingefasst. Ein klar definierter Platz im Hof entsteht.
Die Erschließung der Nutzungen ergeben sich über die Topographie. Verschiedene Höhenniveaus lassen unterschiedliche Zugänge der Ebene entstehen. Man läuft unter oder auf eine Ebene, oder in eine Schicht hinein.
Der zuvor abgeschottete Block öffnet sich in alle Richtungen und lässt eine Durchwegung des gesamten Grundstückes zu. Abkürzungen entstehen, die Stadtstruktur wird weitergeführt.
Die bisherige Introvertiertheit der Struktur wird aufgelöst. Dem Bestand wird die Möglichkeit geboten über eine neue Fassadenschicht an die Nutzungen und den öffentlichen Raum anzuschließen. Hierdurch entsteht eine Wechselwirkung zwischen Alt und Neu, zwischen Privat und Öffentlich und zwischen Arbeitenden und neugierigen Besuchern.