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November / Dezember 2013

Brandenburgische Technische Universität Cottbus

222

Nekropolis

von Martin Maleschka

Hochschule:

Brandenburgische Technische Universität Cottbus

Abschluss:

Diplom

Präsentation:

19.09.2013

Lehrstuhl:

Lehrstuhl Entwerfen und Gebäudekunde / Prof. Jörg J. Kühn

Rubrik:

Kulturbauten

Software:

Rhinoceros, Adobe Illustrator, Adobe Photoshop & Cinema 4D

Wir befinden uns im Herzen Berlins - das vorgegebene Baufeld liegt zwischen der Spree und der Köpenicker Straße im direkten Einzugsgebiet vom Ostbahnhof nahe der Schillingbrücke auf der Kreuzberger Seite.

Derzeit ist dort ein Umschlagplatz für Papier und andere Wertstoffe sowie ein Getränkemarkt angesiedelt. Die dafür bestehenden Gebäude waren für mich nicht so sehr von Bedeutung, wie der denkmalgeschützte Viktoriaspeicher, der in meinem Gesamtkonzept eine wichtige Rolle spielt. Er übernimmt vielerlei Funktionen, z.B. werden in der Werkstatt spezielle Särge und Urnen geschreinert oder auch Sonderformen von Urnen gelasert oder 3d geplottet, ganz nach Wunsch des Kunden. Ebenso beherbergt er ein Restaurant für den Leichenschmaus und ein Bestattungsunternehmen im Dachgeschoss.

Bei Nekropolis, der "Stadt der Toten" war es die Aufgabe ein innovatives, neu gedachtes Konzept für einen Friedhof inklusive Krematorium zu entwickeln. Mein Konzept stützt sich dabei auf den Ort und die Funktion gleichermaßen. Im Hinblick auf den Ort ist es für mich undenkbar ein so innerstädtisch, markantes Grundstück mit einer herkömmlichen Friedhofsanlage zu beplanen. Platzmangel und Kosteneffizienz sind nicht die alleinigen Gründe für diesen Entwurf. Maßgebend war für mich auch der Umgang mit Trauer und den verschiedenen Bestattungsformen, denen ich mit einem neuartigen Raumgefüge in einer gebauten Architektur begegne.

Mein Entwurf setzt sich städtebaulich betrachtet aus zwei Baukörpern zusammen, die um 10° rotiert zueinander stehen. Diese Drehung rührt aus der städtebaulichen Kante der Wohnbebauung des Engeldamm und der in Planung stehenden Neubebauung entlang der Köpenicker Straße. Im dritten Baukörper der sich unterhalb der Nullebene befindet, wird unterirdisch angeliefert, verbucht, medizinisch untersucht, gekühlt und kremiert. Der flach liegende oberirdische Baukörper kann hauptsächlich zentral von der Köpenicker Straße, aber auch durch verschiedene Nebeneingänge allseitig erschlossen werden. In ihm wird aufrecht in Aluminiumröhren und im ersten Obergeschoss liegend gestapelt in Särgen bestattet. Außerdem befinden sich die Andachtshalle, verschieden große Trauerhallen, Abschiedsräume und andere Funktionsbereiche in ihm. Der flach auf ihm stehende Baukörper wird durch sechs Kerne erschlossen und ist mit Ausnahme von Obergeschoss zwei und drei in drei Formen der Urnenbestattung unterteilt. Im zweiten und dritten Obergeschoss befinden sich die Abschiedsräume für die Urnenbeisetzung, die zusätzlich durch Bäume untergliedert sind. Obergeschoss vier bis sieben kann ich mir als Urnenmuseum vorstellen. Thermisch getrennte Etagen, in denen man eine Vielzahl von Sonderformen an Urnen hinter einer Glaswand ausgestellt betrachten kann. Obergeschoss acht bis 15 kann ich mir entgegen den darunterliegenden Etagen als Außenraum vorstellen, dessen Fassade sich sukzessiv mit Urnen auffüllt. Das oberste Geschoss sehe ich für anonyme Bestattung vor. Hier werden im Schließfachsystem flache quaderförmige Aschebehälter in die Fassade eingelassen. Eine Ausnahme besteht in der vierten Fassadenreihe, die den Besuchern die Chance für einen Rundumblick über Berlin gewährt.