Schule und Sport am Ried in Köniz Rot glänzende Fassadenfliesen im Riemchenformat
27.10.2022
Das Schöne an guten Ideen ist, dass sie auch nach langer Zeit
der Nichtbeachtung aus der Versenkung geholt werden können und nach
ein wenig Abstauben strahlen, als wären sie brandneu. Man weiß dann
gar nicht mehr, wieso man sie vergessen konnte oder vielleicht auch
wollte. Solch eine gute Idee ist die der Gartenstadt. Sie stammt
von dem Briten Ebenezer Howard, der sie 1898 als Reaktion auf die
schlechten Wohn- und Lebensverhältnisse sowie die steigenden
Grundstückspreise in den stark gewachsenen Großstädten entwickelte.
Nach Missbrauch von Howards Ideen durch die Nationalsozialisten
erlebte das Modell in den 1950er-Jahren – in modifizierter Form,
zum Beispiel mit Zeilenbauten – eine Renaissance und geriet dann
erneut in Vergessenheit. Doch nun besinnen sich Stadtplaner wieder
auf die 120 Jahre alten Ideale, die die Vorteile von Stadt und Land
zu verbinden suchten – etwa Kultureinrichtungen, gute
Infrastruktur, viel Grün. Denn die heutigen Großstädte stoßen, wie
auch zu Howards Zeiten, vielfach an die Grenzen der Belastbarkeit.
Selbstredend kommen heutzutage noch Themen wie Flächenversiegelung
und ökologischer Fußabdruck hinzu, sodass – anders als bei Howard –
diesen neuen Planungen nicht mehr das Einfamilienhaus mit eigenem
Garten (zur Selbstversorgung) zugrunde liegt, sondern sie sich eher
an der Interpretation aus den Fünfziger Jahren orientieren.
Am südwestlichen Stadtrand von Bern in der Gemeinde Köniz
entsteht nach diesem unserer Zeit angepassten Vorbild derzeit das
künftige Quartier Papillon. Die Schul- und Sportanlage am
Ried für das neue Wohnviertel ist bereits fertiggestellt. Mit
glänzend roten Keramikfliesen bekleidet, fungiert der Schulbau als
eine Art Torhaus.