Gästehaus bei Berlare Schichtholzhöhle mit Cortenverkleidung

07.06.2020

Im belgischen Berlare hat das Atelier Vens Vanbelle aus Gent ein Gästehaus für einen Filmproduzenten realisiert.
Bild: Tim Van de Velde, Brüssel

Architektur und Film – da mag man an Metropolis denken, an Wolkenkratzer, Schluchten und die Katakomben der Unterstadt. Vielleicht aber auch an das Kabinett des Dr. Caligari mit expressionistisch verzerrten Kulissen, an Stanley Kubrics perfekte Arrangements oder Jacques Tatis ins Absurde überzogene Moderne. Wie kann ein Gästehaus für einen Filmproduzenten aussehen, der den Aufenthalt seiner Gäste inszenieren und zugleich vor Ort Previews präsentieren möchte? Darauf haben die Architekten Dries Vens und Maarten Vanbelle aus Gent eine Antwort gefunden, die von den surrealen Welten des Regisseurs David Lynchs inspiriert ist. Zwischen Gent und Antwerpen taucht bei Berlare an einer eingewachsenen Straßenecke über einer Gartenmauer eine Art gebogene Spundwand mit Bullaugen und Leuchtturm auf. Die sonderbaren Details gehören zum Gästehaus eines am Fluss Schelde gelegenen Wohnhauses aus dem 19. Jahrhundert.

Filmvorführungen unter der Erde
Ein Teil der Räumlichkeiten liegt im Verborgenen, unter anderem der Filmvorführraum mit rund zehn Plätzen und einer kleinen Bar. Denn das untere Geschoss wurde zum Teil ins Gelände eingegraben, zum Teil wurde noch Erdreich aufgeschüttet und hangartig modelliert. Darüber schwebt aufgeständert der Baukörper des Gästehauses, im Grundriss ein Trapez mit großzügig abgerundeten Ecken. Beide Ebenen sind durch eine schlanke Wendeltreppe miteinander verbunden, die als geschlossener Cortenstahl-Tubus über das Flachdach hinausragt. Eine kleine, zungenförmig in Richtung Garten auskragende Plattform dient als Ausguck und Balkon. Den oberen Abschluss der Spindel bildet ein kreisrundes Oberlicht mit flacher Dachkuppel.

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