Teamwork im Lokschuppen Reaktivierte Industriehalle in Tilburg

28.08.2019

Reaktivierte Industriehalle in Tilburg

Tilburg, mitten in der niederländischen Provinz zwischen Breda und Eindhoven, hat eine bewegte Industriegeschichte. Seit dem 17. Jahrhundert etablierten sich dort Woll-, Textil-, Zigarren- und Eisenbahnindustrie. Heute ist die Stadt Standort für unter anderem Fuji, Interpolis oder Tesla Motors. Ganz im Sinne des seit den 1960er Jahren verfolgten Stadtmarketings mit dem Slogan „Tilburg, moderne Industriestadt“ wurde unter der Federführung von civic architects (Amsterdam) ein leerstehender Lokomotivschuppen umgebaut: Er beherbergt heute eine innovative Bibliothekslandschaft.
 
Im Januar 2019 wurde das Projekt LocHal, das sich im modernisierten Tilburger Bahnhofsviertel befindet, offiziell eröffnet. Die historische, um 1932 errichtete Halle umfasst auf einer rechteckigen Grundfläche circa 7.000 Quadratmeter und ist 15 Meter hoch. Logischerweise lautet bei einem solchen Flächenpotenzial auch das Motto des Raumprogramms „think big“: Neben der Bibliothek finden sich dort auch ein Kiosk, ein Café, Bühnen- und Veranstaltungsflächen, Räume für Co-Working und mehrere sogenannte Labs, in denen Besucher*innen sich neue Fähigkeiten aneignen können, beispielsweise das FoodLab, das DigiLab oder das HeritageLab.
 
Ein Team aus Designern und Architekten arbeitete das Raumkonzept aus: Die Industriehalle als robuste Grundstruktur, die durch kleinteiliges und spielerisches Design ergänzt wird. Teilweise wurden vorgefundene Industrieelemente neu interpretiert wie etwa ein auf alten Gleisen umherfahrender Tisch. Historische Träger und Stützen wurden restauriert und liefern zusammen mit zwei ausgeschnittenen Deckenplatten Orientierung. Die Verkehrs- und Erschließungsflächen wurden als öffentliche Tribüne mit Aufenthaltsqualität gestaltet. Die Fläche von insgesamt 4.125 Quadratmetern lässt sich mittels langen Vorhängen temporär in kleinere Einheiten unterteilen. Der Entwurf zu den Raumteilern, die auch als Projektionsfläche genutzt werden können, stammt von Inside Outside/Petra Blaisse (Amsterdam).
 
Die Arbeitsgemeinschaft zwischen civic architects (Amsterdam) und dem Büro der Interiordesignerin sowie Braaksma & Roos (Den Haag), die für die Restaurierung und Sanierung des Bestands verantwortlich zeichnen, ging bereits aus dem 2017 durchgeführten Wettbewerb hervor. Zusätzlich wurden Arup (London) für Statik und Gebäudetechnik, Donkergroen (u. a. Amsterdam) für die Außenraumgestaltung und Mecanoo (Delft) für weiteres Innenraum- und Textildesign mit ins Boot respektive den Lokschuppen geholt. (kg)

Fotos: Stijn Bollaert

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