Maximales Baumvolumen Ideenwettbewerb für den Großen Markt in Saarlouis

11.01.2023

1. Preis: HDK Dutt & Kist mit Wandel Lorch Götze Wach und Tobias Link Lichtplanung und Produktdesign
1. Preis: HDK Dutt & Kist mit Wandel Lorch Götze Wach und Tobias Link Lichtplanung und Produktdesign
Bild: HDK Dutt & Kist

Das Herz von Saarlouis ist derzeit ein Parkplatz: Der Große Markt, in der Gründungszeit der barocken Festungsstadt ehedem Exerzierplatz, dient seit Jahrzehnten als innenstadtnahe PKW-Stellfläche. Seit den 1990er-Jahren scheiterten verschiedene Vorstöße der Stadt, den Großen Markt umzugestalten und damit den Platz wieder alter Bedeutung zuzuführen. Dieser wird vom neoklassizistischen Rathaus, der wiedererrichteten barocken Kommandantur und der neogotischen Turmfront der von Gottfried Böhm umgebauten St. Ludwig Kirche gefasst.

Als neuer Versuch, dem Stillstand entgegenzuwirken, hatte 2021 die schwarz-grün-gelbe Mehrheit im Stadtrat einen europaweit offenen Ideenwettbewerb ausgerufen. Aus neun anonym eingereichten Entwürfen wählten zwei Jurys bestehend aus Arbeitsgruppe, Verwaltungsspitze, Vertretern von Frauenbeirat, Integrationsbeirat und Menschen mit Behinderung sowie externen Expert*innen aus Stadtplanung, Architektur und Denkmalschutz den Vorschlag von HDK Dutt & Kist mit Wandel Lorch Götze Wach und Tobias Link Lichtplanung (alle Saarbrücken) zum Sieger. Die Preise im Überblick:

  • 1. Preis: HDK Dutt & Kist mit Wandel Lorch Götze Wach und Tobias Link Lichtplanung und Produktdesign (alle Saarbrücken)
  • 2. Preis: häfner jiménez betcke jarosch landschaftsarchitektur (Berlin) mit Eller + Eller Architekten (Düsseldorf)
  • 3. Preis: weihrauch + fischer (Solingen)
  • 4. Preis: Bruun & Möllers (Hamburg)
  • 5. Preis: bauchplan ).( (München)

Den horror vacui überwinden und die historisch-räumliche Qualität des Platzes durch Verzicht auf überfrachtende Möblierung und Orchestrierung betonen, so beschreiben HDK Dutt & Kist die Ziele ihres Entwurfs. In drei Bauphasen soll die vorhandene Blechwüste großflächig entsiegelt, stadtklimatisch aktiviert und entlang der Ränder begrünt werden. Dabei ist vorgesehen, den Platanenbestand um zwei Reihen nach innen zu erweitern sowie nach oben hin freier wachsen zu lassen als bisher, sodass sich das Kronenvolumen vervierfachen kann.

Eine die innere Platzfläche umlaufende Stufe formt eine lange, barrierefrei erreichbare Sitzbank mit Orientierung zur Platzmitte hin. Regenwasser soll versickern oder in ein dezentrales System aus vier Rückhaltespeichern abgeleitet werden. Überflurhydranten in den inneren Marktecken und frischwassergespeiste Trinkbrunnen sollen an heißen Tagen für Abkühlung sorgen, bauliche Additionen außerdem mit Gründächern versehen werden.

Die leere Mitte des Platzes trage der barocken Stadtplanung durch Erhalt der axialen Verbindung zwischen St. Ludwig und Kommandantur Rechnung, so das Preisgericht. Ihre Wirkung werde durch die subtile Kunstlichtführung noch verstärkt. Für die Randzonen, die ringsum an den ÖPNV angeschlossen werden sollen, ist eine vielfältige Bespielung etwa durch Volksfeste vorgesehen, verstetigt würde diese durch Essstände, Bouleplätze, Liegen und Tanzbereiche.

Das Regenwassermanagement und die Fülle an Nutzungsoptionen, die mit dem Mut einhergingen, große Teile des Platzes freizulassen, überzeugte die Jury. Für eine weitere Bearbeitung solle jedoch das Thema Barrierefreiheit vertieft werden. Zudem sei zu prüfen, ob und wie das Element Wasser stärker im Konzept berücksichtigt werden könne. Alle prämierten Vorschläge waren bis kurz vor Jahreswechsel im Rathaus Saarlouis ausgestellt. Konkrete Schritte in Richtung Umsetzung sind derzeit nicht geplant. (kms)
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