Gab es keine Alternativen? Gedanken zum Abriss des Palastes der Republik in Berlin, dem das Humboldt Forum ein Themenwochenende widmet

29.04.2022

Palast der Republik (1977). Foto: István Csuhai / Wikimedia / CC BY-SA 3.0
Palast der Republik (1977). Foto: István Csuhai / Wikimedia / CC BY-SA 3.0

Morgen beginnt im Berliner Humboldt Forum das erste einer ganzen Reihe von Themenwochenenden zum Palast der Republik. Der 1976 eröffnete Palast war Sitz der Volkskammer der DDR und diente als Kulturhaus. Er musste dem Neubau des Berliner Schlosses weichen. Der Abriss ist und bleibt eines der großen Traumata der deutschen Architektur-, Denkmal- und Geschichtspolitik. Die immer noch zentrale Frage ist: Gab es keine Alternativen?

Von Nikolaus Bernau


In den Jahren 2006–08 wurde der Rohbau des Palastes der Republik abgerissen, der nach einer bis auf den Stahl- und Betonkern gehenden Asbestsanierung verblieben war. Die Asbestsanierung war sicherlich notwendig und vom Gesetz vorgeschrieben. Im Unterschied zu dem in Platten verbauten Asbest im West-Berliner ICC war im Palast Spritzasbest verwendet worden, der nur durch das Abtragen bis auf die Tragkonstruktion beseitigt werden kann. Am Ende stand der Rohbau des Palastes mit der orangefarbenen Glasfassadenhülle.
 
Diesen Rohbau ebenfalls abzureißen, war aus technischer, wirtschaftlicher und ökologischer Perspektive auch schon vor über 20 Jahren erkennbar unsinnig. Das für mehr als 80 Millionen Euro von Asbest gesäuberte Stahlgerüst hatte laut einer (allerdings umstrittenen) Berechnung von Stahlverkäufern noch mehr als 200 Millionen Euro Neubauwert. Vom Staat wurde eine solche Berechnung auf Nachhaltigkeit nie gemacht.

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