3(0).000 Garagen: Baufaufnahme in Chemnitz

Garagen als Untersuchungsgegenstand einer Bauaufnahme? Studierende der Hochschule München untersuchten in der Exkursion „Mapping The Unseen / 3(0).000 Garagen“ zusammen mit Prof. Dr. des. Luise Rellensmann  in Chemnitz die für Ostdeutschland charakteristischen Garagenhöfe. Diese sind nämlich viel mehr als bloße Abstellräume für Auto und Gerät.

Im Fach Bauaufnahme machten sich die Architekturstudierenden der Hochschule München vom 30. Mai bis zum 03. Juni 2022 mit einer besonderen Aufgabe im Gepäck auf den Weg in die Kulturhauptstadt 2025 Chemnitz: „Mapping The Unseen / 3(0).000 Garagen“ lautete der Titel der Exkursion, in der unter Aufsicht von Prof. Dr. des. Luise Rellensmann und Dipl.-Ing. Architekt Jens Casper die Kursteilnehmer*innen die Garagenlandschaft der sächsischen Stadt erkundet, dokumentiert und aufgenommen haben. Wer offenen Auges durch Ostdeutschland streift, ob auf dem Land oder in der Stadt, dem fallen die häufig in größeren Komplexen mit bis zu 1000 Einheiten zusammengefassten Garagen aus diversem Baumaterial auf.

Kleine Freiheiten

Im Format 3 x 6 x 2,8 Meter wurden die Garagen zu DDR-Zeiten in kollektiver Eigenregie errichtet und waren beziehungsweise sind mehr als bloßer Abstellraum. Oft fungierten sie als Orte, an denen Menschen ungestört ihren Hobbies nachgehen konnten. Durch ihre Enstehung und Geschichte zeugen diese Räume von kleinen Selbstverwirklichungsszenarien im SED-Staat, von Eigeninitiative, Solidarität und Nachbarschaftshilfe. Die Untersuchung der Hochschule München sollte neben der Bausubstanz vor allem auch diese sozialen Aspekte unter die Lupe nehmen. Am Ende wurde neben der typologischen Erfassung auch eine Kartierung des „sozialen Ortes Garage” entwickelt.

 

Garagen multimedial erfasst

Mit einem Plakat wurden die Chemnitzer Garagenbesitzer*innen auf den Ansturm der Münchner Studierenden vorbereitet. Jeder, der wollte konnte die Türen von seinem eigenen Refugium öffnen. Nach anfänglicher Skepsis in manchen Fällen kam es letztlich zu einem Austausch persönlicher Garagengeschichten mit 55 Zweiergruppen. Neben der Dokumentation durch Videos, Tonaufnahmen, Interviews und Erfassungsbögen haben die Studierenden unter der Anleitung der Vermesser und Architekten Jonathan Banz und Kristof Schlüßler die Garagen über Augmented-Reality-Vermessung und hochdetaillierte 3D-Scans in Farbe dokumentiert und visualisiert. Über diese Wege konnten die Teilnehmenden letzlich 150 der schätzungsweise mehreren 10.000 Garagen im Chemnitzer Stadtgebiet auf unterschiedliche Art und Weise erfassen. Auf dieser Basis sollen nun im Weiteren verschiedene Künstler*innen und interessierten Chemnitzer*innen die Ergebnisse im Rahmen des Kulturhauptstadtprojektes „3000 Garagen“ aufbereiten. Im Jahr 2025 könnten dann 3000 Chemnitzer Garagentore offen stehen und die Besucher*innen in kleine Ausstellungsräume lassen.